Das KfW-Darlehen “Jung kauft Alt” – Eine gute Idee?

Das neue KfW-Darlehen “Jung kauft Alt” (Programm-Nr. 308) ist ein zinsgünstiges Förderprogramm, das Familien mit Kindern beim Kauf und der anschließenden energetischen Modernisierung von bereits bestehenden Immobilien unterstützen soll.

Warum wurde dieses Darlehen aufgelegt, für wen ist es gedacht und welche Bedingungen sind an die Vergabe geknüpft? Diese Fragen möchte ich in diesem Artikel beantworten, bevor wir einen Blick auf die aktuellen Konditionen werfen und am Ende ein Fazit ziehen.

Warum wurde das Programm “Jung kauft Alt” eingeführt?

Mit dem Förderprogramm „Jung kauft Alt“ zielt die KfW darauf ab, den Kauf und die anschließende energetische Modernisierung von Bestandsimmobilien zu fördern.

Das Programm ist Teil der Klimaschutzstrategie der Bundesregierung, die sich verpflichtet hat, den Gebäudebestand in Deutschland energieeffizienter zu gestalten.

Für wen kommt das Darlehen in Frage?

Das Förderprogramm richtet sich an Familien mit minderjährigen Kindern, die eine bestehende Immobilie kaufen möchten, die sie selbst bewohnen wollen. Wichtige Kriterien dabei sind:

  • Es muss sich um eine Bestandsimmobilie in Deutschland handeln, die energetisch in eine der schlechtesten Energieeffizienzklassen F, G oder H eingestuft ist
  • Die Familie darf über kein anderes Wohneigentum verfügen
  • Das zu versteuernde Haushaltseinkommen darf maximal 90.000 Euro p.a. bei einem Kind betragen, wobei für jedes weitere Kind 10.000 Euro hinzukommen​​
  • Die Immobilie muss nach dem Kauf innerhalb von 4,5 Jahren energetisch so modernisiert werden, dass sie nachweislich den Standard eines KFW Effizienzhauses 70 EE erreicht

Details zum Förderdarlehen

Die Darlehenssumme, die gewährt wird, ist abhängig von der Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder. Es gelten derzeit die folgenden Kredithöchstbeträge:

Quelle: Merkblatt KFW Jung kauft Alt, Stand: 09/2024

Aktuelle Darlehenskonditionen

Das Darlehen wird zu besonders günstigen Zinsen vergeben, die durch Bundesmittel subventioniert werden. Es gibt verschiedene Optionen hinsichtlich der Laufzeit bis zur vollständigen Rückzahlung des Darlehens, der Zinsbindung und der tilgungsfreien Anlaufjahre:

Konditionen für Annuitätendarlehen Stand 04.09.2024, Quelle: Merkblatt KFW Jung kauf Alt, Stand: 09/2024

Fazit: Für wen ist das Darlehen wirklich sinnvoll?

Das KfW-Programm 308 scheint auf den ersten Blick eine attraktive Möglichkeit für Familien zu sein, Wohneigentum zu erwerben und dieses energetisch zu modernisieren. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass das Darlehen für viele Familien in der Praxis leider nicht in Frage kommt.

Schauen wir uns hierzu das folgend Beispiel an:

Der Kauf der bestehenden Immobilie, trotz schlechter Energieeffizienzklasse, wird schon nicht günstig (zumindest hier im Rheinland). Kalkuliert habe ich mit einer Wohnfläche von ca. 140qm.

Für die Modernisierung zu einem KFW Energieeffizienzhaus 70EE wird erfahrungsgemäß ein Betrag von mindestens 150.000 Euro benötigt (Fenster, Fassadendämmung, Wärmepumpe, Lüftungsanlage etc.). Zudem werden wahrscheinlich Renovierungskosten anfallen, die nicht der energetischen Modernisierung zugeordnet werden können (z.B. neue Bäder). Im obigen Beispiel müssten trotz Eigenkapitaleinsatz in Höhe von 100.263€ immer noch 520.000€ finanziert werden.

Gut ist, dass ein Großteil der energetischen Modernisierungskosten über ein weiteres KFW Programm sehr günstig finanziert werden kann (KFW Programm “Energetisch Sanieren”, Programm Nr. 261).

Trotzdem würde bei einer Darlehenssumme von 520.000 Euro und einer kalkulatorischen Gesamtlaufzeit der Finanzierung von ca. 35 Jahren eine mtl. Darlehensrate von ca. 2.200 Euro benötigt. Hinzu kommen Bewirtschaftungskosten der Immobilie in Höhe von ca. 400 Euro pro Monat. Somit würde eine Familie etwa 2.600 Euro monatlich für das Wohnen aufwenden müssen.

Bei einer Familie mit zwei Kindern innerhalb der vorgegebenen Einkommensgrenze der KFW von 100.000€ zu versteuerndem Jahreseinkommen (mtl. ca. 6.000€ netto) würde “Wohnen” über 40 % des Einkommens ausmachen. Das ist aus meiner Sicht grundsätzlich grenzwertig und nicht unbedingt zu empfehlen, da auf der anderen Seite auch noch Ausgaben für Lebenshaltung, Rücklagenbildung und Altersvorsorge berücksichtigt werden müssen. Der Hauptkritikpunkt bezieht sich aus meiner Sicht daher auf die vorgegebenen Einkommensgrenzen der KFW. Auch die maximale Darlehenshöhe ist im Verhältnis zu den wahrscheinlichen Gesamtkosten eher gering, hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass “Jung kauft Alt” mit dem Programm “Energieeffizient sanieren” kombiniert werden kann.

Zusammengefasst ist das KFW Programm “Jung kauft Alt” zur Zeit wohl eher für Familien geeignet, die eine Immobilie entweder sehr günstig erwerben können (z.B. über einen Kauf innerhalb der Familie) oder sehr viel Eigenkapital eingebracht werden kann. Gerade dieser Personenkreis ist aber ja aufgrund der günstigen Umstände nicht zwingend auf Förderungen angewiesen.

Welche Meinung hast Du zum neuen KFW Programm “Jung kauft Alt”?


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