Die perfekte Zinsbindung finden
Die Entscheidung, eine Immobilie zu kaufen, gehört zu den größten und wichtigsten finanziellen Schritten im Leben vieler Menschen. Es geht nicht nur darum, ein Zuhause zu finden, sondern auch um die langfristige finanzielle Planung und Absicherung. So erging es auch Sven und Andrea, einem jungen Paar, das kürzlich beschlossen hat, eine Wohnung zu kaufen. Doch wie so oft im Leben stellte sich die Frage: Welche Finanzierung ist die richtige? In diesem Blogartikel nehmen wir Euch mit auf ihre Reise zur Entscheidungsfindung und zeigen, wie eine gezielte Berechnung dabei helfen kann, die beste Wahl zu treffen.
Der Ausgangspunkt: Die Finanzierungssuche
Sven und Andrea hatten bereits ihre Traumwohnung gefunden und standen nun vor der Herausforderung, die richtige Finanzierung auf die Beine zu stellen. Für den Wohnungskauf benötigten sie ein Bankdarlehen in Höhe von 350.000 €. Das Paar hatte bereits zwei Angebote von ihrer Bank vorliegen:
- Ein Darlehen mit einer Zinsbindung von 15 Jahren zu einem Sollzins von 3,4 %
- Ein Darlehen mit einer Zinsbindung von 10 Jahren zu einem Sollzins von 3,2 %.
Beide Angebote waren mit einer monatlichen Rate von 1.575 € verbunden. Auf den ersten Blick schien der Unterschied nicht groß, doch die Entscheidung war alles andere als einfach.
Zinsbindung: Die Qual der Wahl
Die Zinsbindung ist ein wichtiger Faktor bei der Immobilienfinanzierung, da sie bestimmt, wie lange der Zinssatz für das Darlehen festgeschrieben ist. Eine längere Zinsbindung bietet mehr Sicherheit, da der Zinssatz über einen längeren Zeitraum gleich bleibt, was vor allem bei steigenden Zinsen von Vorteil sein kann. Eine kürzere Zinsbindung hingegen bietet oft günstigere Konditionen, birgt jedoch das Risiko, dass die Zinsen nach Ablauf der Zinsbindungsfrist steigen könnten.
Sven und Andrea waren sich unsicher, welche Option für sie die bessere wäre. Hier gibt es keinen „Königsweg“, denn die beste Wahl hängt von der zukünftigen Zinsentwicklung ab – und diese ist schwer vorhersehbar.
Die Zinsschwellenberechnung als Entscheidungshilfe
Um Sven und Andrea bei ihrer Entscheidung zu helfen, habe ich ihnen die sogenannte “Zinsschwellenberechnung” vorgestellt. Diese Methode hilft dabei, die kritische Frage zu beantworten: Wie hoch müsste der Zins für die Anschlussfinanzierung nach der kürzeren Zinsbindung steigen, damit die längere Zinsbindung die bessere Wahl wäre?
Schritt 1: Die Restschuld nach 15 Jahren berechnen
Zunächst haben wir die Restschuld berechnet, die nach 15 Jahren bei der längeren Zinsbindung übrigbleiben würde. Diese betrug 213.275 €.
Schritt 2: Die Restschuld nach 10 Jahren berechnen
Anschließend haben wir die Restschuld berechnet, die nach der kürzeren Zinsbindung von 10 Jahren verbleiben würde. Diese lag bei 259.395 €.
Schritt 3: Die kritische Zinsschwelle berechnen
Nun kam unser finanzmathematischer Taschenrechner ins Spiel. Die Frage lautete: Welcher Zinssatz müsste für die Anschlussfinanzierung nach 10 Jahren gelten, damit nach weiteren 5 Jahren (also am Ende der längeren Zinsbindungsfrist von 15 Jahren) dieselbe Restschuld von 213.275 € erreicht wird?
Die Berechnung ergab, dass der Zins für die Anschlussfinanzierung nach 10 Jahren höher als 4,07 % liegen müsste, damit die längere Zinsbindung von 15 Jahren für Sven und Andrea die günstigere Wahl wäre:
Fazit: Die Entscheidungshilfe für Sven und Andrea
Mit diesen Informationen waren Sven und Andrea in der Lage, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Die Wahl der richtigen Zinsbindung hängt nun davon ab, wie sie die zukünftige Zinsentwicklung einschätzen und welches Sicherheitsbedürfnis sie haben.
- Längere Zinsbindung (15 Jahre): Wenn Sven und Andrea sich bezüglich der weiteren Zinsentwicklung unsicher fühlen oder ein deutlicher Zinsanstieg am Ende der kürzeren Zinsbindung für sie ein finanzielles Risiko darstellt, wäre die längere Zinsbindung die sicherere Wahl. Sie bietet ihnen 15 Jahre lang Planungssicherheit und schützt sie vor einem möglichen Zinsanstieg.
- Kürzere Zinsbindung (10 Jahre): Sollte das Paar nicht mit einem erheblichen Zinsanstieg rechnen oder in der Lage sein, einen solchen finanziell zu verkraften, könnten sie die kürzere Zinsbindung in Erwägung ziehen. Diese Variante bietet einen niedrigeren Zinssatz und somit die Möglichkeit, in den ersten 10 Jahren mehr zu tilgen.
Die persönliche Komponente: Was passt zu Sven und Andrea?
Die Entscheidung für die richtige Zinsbindung ist nicht nur eine Frage der Zahlen, sondern auch eine Frage des persönlichen Sicherheitsbedürfnisses und der Lebensplanung. Sven und Andrea haben sich intensiv mit ihrer finanziellen Situation auseinandergesetzt. Sie wissen, dass sie in den nächsten Jahren möglicherweise ein zweites Kind bekommen möchten und vielleicht auch beruflich vor neuen Herausforderungen stehen könnten. Daher war es ihnen wichtig, eine Finanzierung zu wählen, die ihnen langfristige Sicherheit bietet.
Der abschließende Rat: Die individuelle Lebenssituation im Blick behalten
Als ihr Finanzberater habe ich Sven und Andrea geraten, nicht nur die Zinssätze und Ratenhöhen zu vergleichen, sondern auch ihre persönliche Situation und ihre langfristigen Ziele im Auge zu behalten. In ihrem Fall schien die längere Zinsbindung die bessere Option zu sein, da sie ihnen mehr Stabilität und Planungssicherheit für die kommenden Jahre bieten würde.
Zusammenfassung:
Die Entscheidung für die richtige Zinsbindung bei einer Immobilienfinanzierung ist eine der wichtigsten Fragen, die sich Käufer stellen müssen. Sie hängt von vielen Faktoren ab, darunter die aktuelle und zukünftige Zinsentwicklung sowie das individuelle Sicherheitsbedürfnis. Sven und Andrea haben durch die Zinsschwellenberechnung eine fundierte Grundlage für ihre Entscheidung erhalten und sich letztlich für die längere Zinsbindung entschieden, da diese besser zu ihren langfristigen Plänen und ihrem Sicherheitsbedürfnis passt.
Für jeden, der vor einer ähnlichen Entscheidung steht, ist es wichtig, nicht nur auf den ersten Blick vermeintlich günstigere Angebote zu setzen, sondern auch die langfristigen Auswirkungen und persönlichen Ziele in Betracht zu ziehen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Finanzierung auch in vielen Jahren noch passt.
Mein Rat als Finanzberater:
Wenn Du Dich in einer ähnlichen Situation wie Sven und Andrea befindest, stehe ich Dir gerne zur Seite. Gemeinsam können wir Deine individuelle Situation analysieren und die besten Optionen für Dich herausarbeiten.